NUKIB-Warnung: Kritische Infrastruktur soll China-Tech meiden

Tschechiens NUKIB empfiehlt Betreibern kritischer Infrastrukturen, chinesische Technologien zu meiden und keine sensiblen Daten in China zu verarbeiten. Der Beitrag erklärt Hintergründe, Risiken, globale Trends und bietet konkrete Maßnahmen für Compliance, Zero Trust und Lieferkettensicherheit.
Inhaltsverzeichnis

Lesezeit: 6 Min.

Ein klarer Weckruf aus Prag: NUKIB warnt vor Risiken mit China-Tech

Die tschechische National Cyber and Information Security Agency (NUKIB) ruft Betreiber kritischer Infrastrukturen dazu auf, auf Technologien aus China zu verzichten und keine sensiblen Nutzerdaten auf Servern in China zu verarbeiten. Der Schritt zielt darauf ab, Lieferkettenrisiken zu begrenzen, die Datenhoheit zu sichern und potenzielle Zugriffe durch staatliche Stellen zu erschweren.

Für Unternehmen in Energie, Transport, Gesundheitswesen, öffentlicher Verwaltung und Telekommunikation ist das ein deutliches Signal: IT-Sicherheit, Compliance und geopolitische Risiken lassen sich nicht länger getrennt betrachten.

Was steckt hinter der NUKIB-Warnung?

NUKIB ist in Tschechien für die Sicherheit kritischer Informationsinfrastrukturen verantwortlich und hat in der Vergangenheit wiederholt auf Risiken durch bestimmte ausländische Anbieter hingewiesen. Im Kern geht es um drei Themenbereiche: Datenhoheit, Lieferkettensicherheit und rechtliche Zugriffsmöglichkeiten ausländischer Behörden.

  • Lieferkettensicherheit: Komponenten aus Hochrisikoregionen können Angriffsflächen vergrößern. Manipulierte Firmware, versteckte Fernzugriffe oder unklare Update-Prozesse sind typische Risiken in komplexen Supply Chains.
  • Datenresidenz und Cloud Security: Datenverarbeitung in Jurisdiktionen mit weitreichenden staatlichen Zugriffsrechten kann Vertraulichkeit und Compliance gefährden.
  • Rechtlicher Kontext: Nationale Gesetze können Anbieter zur Kooperation mit Sicherheitsbehörden verpflichten. Das erhöht die Unsicherheit für Betreiber kritischer Systeme.

Für die IT-Sicherheit bedeutet das: neben klassischen Bedrohungen wie Ransomware, Phishing oder Zero-Day-Exploits rücken geopolitische Faktoren stärker in den Fokus.

Konsequenzen für Betreiber kritischer Infrastrukturen

Compliance, Risiko-Management und NIS2

In der EU verschärft die NIS2-Richtlinie die Anforderungen an Betreiber wesentlicher Dienste. Die NUKIB-Warnung fügt sich hier ein: Sie unterstreicht die Pflicht zur Risikoanalyse entlang der gesamten Lieferkette sowie zur Härtung von Systemen. Wer Cloud-, Netzwerk- oder Sicherheitslösungen nutzt, muss Herkunft, Support-Modelle und Datenflüsse bewerten.

Praktisch heißt das: dokumentierte Lieferantenbewertungen, technische und organisatorische Maßnahmen gegen Datenabfluss und die Fähigkeit, Sicherheitsvorfälle schnell zu erkennen und zu melden. Security Awareness in der Belegschaft und gelebte Incident-Response-Prozesse sind ebenso zentral.

Datenübertragung in Hochrisikojurisdiktionen

Die Verarbeitung personenbezogener oder betriebskritischer Daten in Staaten mit anders gelagerten Datenschutzstandards kann zusätzliche Genehmigungen, umfangreiche vertragliche Schutzmechanismen und starke Verschlüsselung erfordern. Fehlen diese, drohen Compliance-Lücken und Reputationsschäden.

Datenverarbeitung in China: Risiken verstehen und beherrschen

Cloud Security und Datenresidenz sind keine reinen Technikthemen. Sie berühren Geschäftsgeheimnisse, Kundendaten und regulatorische Pflichten. Kritisch wird es, wenn Schlüsselverwaltung, Backup-Standorte oder Support-Zugriffe unklar sind.

  • Schlüsselmanagement: Wer hält die Kryptoschlüssel? Liegen sie on-premises, in der EU oder im Ausland? Eine saubere Trennung und Hardware Security Modules reduzieren Risiken.
  • Transparenz: Anbieter sollten offenlegen, wo Daten ruhen, wo sie verarbeitet werden und in welchen Ländern Support-Teams zugreifen.
  • Notfallprozesse: Incident Response, forensische Auswertung und Meldewesen müssen unabhängig vom Standort der Daten funktionieren.

Unternehmen, die auf internationale Anbieter setzen, sollten Geofencing, regionale Datenhaltung und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung prüfen. Für kritische Anwendungen empfiehlt sich Zero Trust mit strikter Segmentierung und kontinuierlicher Verifikation.

Wusstest du?

Supply-Chain-Angriffe zählen laut mehreren europäischen Lagebildern zu den am schnellsten wachsenden Bedrohungen. Häufig bleiben Kompromittierungen über Monate unerkannt, wenn Monitoring und Log-Analyse fehlen.

Globale Trends: Von 5G bis Zero Trust

International sehen wir eine wachsende Vorsicht gegenüber Hochrisikoanbietern im 5G- und Netzwerkinfrastrukturbereich. Parallel setzen Unternehmen verstärkt auf Zero Trust, Micro-Segmentierung und kontinuierliches Monitoring, um Angriffsflächen zu verringern und Lateral Movement zu verhindern.

Diese Entwicklung spiegelt einen breiteren Trend: Sicherheit wird supply-chain-fähig gedacht. Neben klassischem Patch-Management und Vulnerability Management gewinnen Vertragsklauseln, Audit-Rechte und technische Exit-Strategien an Gewicht. Interne Ressourcen wie Awareness-Trainings und Phishing-Simulationen helfen, Mensch-zu-Maschine-Angriffe frühzeitig zu stoppen.

Praxisleitfaden: 10 Maßnahmen, die du jetzt anstoßen solltest

  1. Asset- und Lieferanteninventar erstellen: vollständige Übersicht über eingesetzte Hardware, Software und Cloud-Dienste.
  2. Risikobewertung pro Anbieter: Herkunft, Update-Pipeline, Support-Zugriffe, Datenflüsse, Notfallkonzepte.
  3. Data Residency durchsetzen: Daten und Backups in EU- oder vertrauenswürdigen Regionen speichern, Geofencing aktivieren.
  4. Schlüsselhoheit sichern: Kundenseitig verwaltete Verschlüsselung, HSM-Nutzung, strikte Trennung von Daten und Keys.
  5. Zero Trust umsetzen: Least Privilege, starke Authentifizierung, Continuous Verification und Netzwerksegmentierung.
  6. Security Monitoring ausbauen: SIEM, EDR/XDR und Anomalieerkennung mit klaren Playbooks für Incident Response.
  7. Patch- und Vulnerability-Management hart fahren: priorisierte Behebung kritischer Schwachstellen, insbesondere Zero-Day-Exploits.
  8. Backups testen: 3-2-1-Strategie, regelmäßige Restore-Übungen gegen Ransomware-Folgen.
  9. Security Awareness stärken: gezielte Schulungen, Phishing-Übungen und klare Meldewege im Alltag.
  10. Verträge und Exit-Strategien prüfen: Audit-Rechte, Transparenzpflichten, Datenexport und Migrationspfade vertraglich fixieren.

Tipp: Verweise in deinem Intranet auf interne Ressourcen wie Awareness-Trainings, Phishing-Simulationen und weiterführende Security-Blogbeiträge, um die Maßnahmen nachhaltig zu verankern.

Beispiel aus der Praxis: Energieversorger reduziert Abhängigkeiten

Ein europäischer Energieversorger identifizierte im Rahmen einer NIS2-Vorbereitung mehrere Hochrisiko-Komponenten in der OT- und Netzwerklandschaft. Das Unternehmen migrierte Management-Workloads in eine EU-Region, etablierte kundenseitige Schlüsselverwaltung und tauschte einzelne Netzwerkkomponenten gegen verifizierte Alternativen. Ergebnis: verbesserte Sichtbarkeit im SIEM, kürzere Mean Time to Detect und dokumentierte Lieferanten-Controls für Audits.

Pro und Contra: Strategiewechsel weg von Hochrisiko-Technologien

Pro

  • Reduzierte Angriffsfläche und geringeres Lieferkettenrisiko.
  • Bessere Compliance- und Audit-Fähigkeit unter NIS2.
  • Stärkere Datenhoheit durch klare Data Residency.

Contra

  • Wechselkosten für Hardware, Lizenzen und Schulungen.
  • Temporäre Projektverzögerungen durch Umstellungen und Tests.
  • Potenzielle Preissteigerungen bei begrenzter Lieferantenauswahl.

Fazit der Abwägung: Für Betreiber kritischer Infrastrukturen überwiegen die Sicherheits- und Compliance-Vorteile, wenn der Wechsel planvoll und risikobasiert erfolgt.

Fazit: Jetzt Security-Strategie schärfen – mit klaren Prioritäten

Die NUKIB-Warnung ist mehr als eine nationale Empfehlung. Sie passt zu einem globalen Trend, IT-Sicherheit stärker an Lieferketten, Datenhoheit und geopolitischen Risiken auszurichten. Für dich heißt das: Prüfe deine Abhängigkeiten, stärke Zero Trust und etabliere vertragliche sowie technische Kontrollen rund um Datenstandorte und Support-Zugriffe.

Du willst die nächsten Schritte strukturieren? Starte mit einer Gap-Analyse zu NIS2, aktiviere Awareness-Programme und plane gezielte Phishing-Simulationen. Lies außerdem unsere aktuellen Security-Blogbeiträge zu Ransomware-Resilienz, Incident Response und Supply-Chain-Security, um konkrete Playbooks abzuleiten.


Tags: Supply-Chain-Security, Kritische Infrastruktur, Cloud Security, NIS2, Zero Trust

Share the Post:
Starten sie heute noch eine Demo

*“ zeigt erforderliche Felder an

Name*
Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.